Ça ira!

29.08.2009
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Ça ira, das wird gehen, wir werden es schaffen, das geht ran! Die Übersetzungen von ça ira sind so unterschiedlich wie die französischen Versionen des Revolutionsliedes, das in der Zeit des Föderationsfestes vom 14. Juli 1790 entstanden ist:


Ein Jahr nach dem Sturm auf das Gefängnis, die Bastille, in Paris war vergangen, der die bürgerliche Revolution in Frankreich eingeleitet hatte. In dieser kurzen Zeitspanne waren das Feudalsystem und die damit verbundenen Privilegien abgeschafft, die Menschen- und Bürgerrechte erklärt, die Kirchengüter nationalisiert worden. Die religiösen Orden waren aufgelöst, der Adel beseitigt und eine Verwaltungsreform in Frankreich in die Wege geleitet worden.
Für einen Teil der zur Macht gelangten Bourgeoisie war das genug. Jetzt ginge es um die nationale Versöhnung, meinte dieser Teil der Bourgeoisie, die von La Fayette, dem Kommandanten der Pariser Nationalgarde, repräsentiert wurde.
Also sollte die allgemeine Verbrüderung der Franzosen am 1. Jahrestag des Bastille-Sturms gefeiert werden.
Die Vorbereitungen zum Fest auf dem Marsfeld mussten in großer Eile durchgeführt werden. Den Arbeitern, die wegen schlechter Bezahlung mit Streiks gedroht hatten, wurde im Zeichen der allgemeinen, klassenübergreifenden Verbrüderung „Hilfe“ geleistet: Ohne Bezahlung arbeiteten Seite an Seite König Ludwig VI., Vertreter des gerade entmachteten Adels und der Crème der Pariser Bourgeoisie, Kleriker und Handwerker demonstrativ mit auf dem Marsfeld - als Streikbrecher würden wir heute sagen. Sie sangen dabei patriotische Lieder wie zum Beispiel auch das Ça ira – allerdings in der von La Fayette in Auftrag gegebenen und vom revolutionären Furor gereinigten Fassung: „Ah, das geht ran ….singt das Volk immer wieder, trotz der Meuterer geht es voran … nach den Grundsätzen des Evangeliums.“

Dann kam des beim Föderationsfest am 14. Juli 1790 tatsächlich zu einer erhabenen Show der Verbrüderung – mit einer Messe, einem gemeinsam gesungenen Te Deum; König Ludwig XVI. legte einen Schwur auf Nation und Gesetz ab, La Fayette ritt auf einem Schimmel ein, das anwesende Volk rief „Vivat“ und „Es lebe der König!“.
Aber es war nicht das ganze Volk, das Vivat rief, denn nicht das ganze Volk war Nutznießer der bürgerlichen Revolution. Bei ihm waren radikalere Versionen des Ça ira beliebt.

Dieter Süverkrüp singt eine dieser radikalen Versionen, die 1797 verboten wurde. Gerd Semmer hat sie ins Deutsche übersetzt.

 

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